Aktualisierter Überblick der Identitären Bewegung Leipzig

veröffentlicht 14.3.2018

Das folgende Update soll weiterhin über die Aktivitäten der „Identitären Bewegung Leipzig“ und deren Umfeld auf dem Laufenden halten. Ein weiterer Schwerpunkt wird ihre vereinzelte Vernetzung ins extrem rechte Milieu darstellen.

Es werden wieder nur ausgewählte Personen beleuchtet, die den Kern der recht unbedeutsamen Leipziger Ortsgruppe ausmachen.

Alexander „Malenki“ Kleine

Kleine ist weiterhin die dominierende Figur der Leipziger IB und deren selbsternannter Leiter, zudem seit Februar 2018 neben Martin Bader (IB Dresden) Nachfolger von Tony Gerber als Regionalleiter der IB Sachsen. Mit seinem eigenen YouTube-Kanal, „Laut gedacht“ und seinem Instagram-Profil ist er medial sehr präsent und auch im deutschsprachigen Raum einer der bekannteren Kader der IB-Szene. So war er beispielsweise Anfang März Teil des „Verteidiger Europas“-Kongresses in Aistersheim, schlüpfte Anfang Februar für eine kleine Aktion an der Rostocker Universität wieder in seine NVA-Uniform und trat auch beim gescheiterten IB-Aufmarsch in Berlin im Sommer 2017 als Redner auf.

Getreu des identitären Mottos, das eigene faschistische Weltbild zu verschleiern, bspw. indem man die zahlreich vorhandenen Kontakte zu extrem rechten Gewalttätern lieber versteckt oder leugnet, lässt auch Kleine seine Bekanntschaften in der Regel lieber außen vor. Doch zahlreiche Posts belegen, dass er mindestens seit 2017 im Gym des Imperium Fight Teams trainiert, welches unter anderem von den Nazi-Hooligans Benjamin Brinsa, Christopher Henze und Timo Feucht geführt wird, die neben zahlreichen anderen gewaltsamen Übergriffen auch beim Überfall auf den alternativen Leipziger Stadtteil Connewitz im Januar 2016 beteiligt waren. Wie bereits in einem älteren Beitrag erwähnt, sprach Kleine über die Gewalttäter lieber als „#heldenvonleipzig“. Besonders Henze, der für einen (später verlorenen) Kampf in Polen auch von Kleine Unterstützung erfuhr, scheint gefallen an den Inhalten der Identitären gefunden zu haben.

Und auch mit anderen Mitgliedern der gewalttätigen Lok-Szene zeigt sich „Malenki“ zusehends ungenierter und scheint regelmäßigen privaten Kontakt über das Training hinaus zu haben.

Die Lage des Imperium-Gyms ist ebenfalls nicht zufällig gewählt. Auf dem Gelände eines ehemaligen KZ-Außenlagers in der Kamenzer Straße 10/12 wurde erst Mitte Januar ein geheimes Nazi-Konzert von der Polizei verhindert, wie die Presse berichtete. Dort befinden sich ebenfalls die Räumlichkeiten der „Rowdys Eastside“, deren Mitglied Thomas Kuhbach aktuell wegen eines Anschlags auf den sächsischen Justizminister Gemkow eine über zweijährige Haftstrafe absitzt. Er und weitere Mitglieder des „Motorrad-Clubs“ waren ebenfalls am Angriff auf Connewitz beteiligt. Der „Club-Raum“ dient auch immer wieder als Lokalität für Partys aus dem Umfeld der Lok-Fanszene. Und auch Kleine konnte auf einer dieser Partys in der Nähe einer Hakenkreuz-Flagge der „SS-Heimwehr Danzig“ anhand seiner Statur, seines Bartes und des Tattoos am rechten Oberarm identifiziert werden.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass die dominierenden IB-Kader sehr wohl gute, teilweise freundschaftliche Kontakte zur gewaltbereiten Nazi-Szene pflegen und diese als Teil ihrer Bewegung sehen.

Christian “Ostpack” Müller

Müller ist weiterhin vor allem in puncto Video und Social Media in der IB aktiv. So filmt der 19-Jährige regelmäßig für Kleines YouTube-Kanal, designt Sticker und anderes Propagandamaterial und übernimmt solche Aufgaben auch für bundesweite Aktionen und Treffen der Identitären und der Neurechten-Szene.

Insgesamt scheint er in der Szene “angekommen” zu sein. Er hat vielfältige auch private Kontakte innerhalb der IB und wird für seine Tätigkeiten als Filmer und Videoproduzent geschätzt. Da die Visualisierung und Verbreitung des eigenen faschistischen Weltbildes über verschiedene Social-Media-Plattformen zentraler Bestandteil der IB-Strategie ist, findet Müller daher innerhalb der IB auch bundesweit Beachtung, trotz seiner eher kurzen Zeit in der IB und der eher im Hintergrund angesiedelten Aktivitäten.

Julian Michail Wälder

Der stellvertretende Vorsitzende des Kreisvorstands der Jungen Alternative (JA) Leipzig und Beisitzer des Landesvorstands Sachsen, Julian Michail Wälder, scheint gefallen an den Identitären gefunden zu haben. Im Juli 2017 war er zusammen mit circa 50 Mitgliedern der IB vor dem Haus des Hallenser Ablegers „Kontrakultur“ anzutreffen, unter anderem in Gesellschaft Alexander Kleines und des am Angriff auf Connewitz beteiligten Jura-Studenten und Kampfsportlers Brian Engelmann, ebenfalls aus der Messe-Stadt. Wälder selbst studiert Jura in Halle. Im selben Monat lauschte er auch gespannt einem Vortrag Kubitscheks über die AfD, der auf Einladung Hans-Thomas Tillschneiders nach Bad Dürrenberg kam. Ebenfalls anwesend war der für die IB-Leipzig ehemals zentrale Felix Koschkar, der mittlerweile Schatzmeister im Landesvorstand der JA Sachsen-Anhalt und stellvertretender Schatzmeister im Bundesvorstand der JA ist und nun schon seit Längerem fest für Tillschneider arbeitet.

Wälder, der auch Sprecher der Leipziger Burschenschaft Alemannia ist, arbeitet zudem für den AfD-Bundestagsabgeordneten Siegbert Droese, der dem völkisch-nationalistischem Flügel zuzurechnen ist und sich erst im Februar 2018 mit der rechten Hand am Herzen vor Hitlers “Wolfsschanze” fotografieren ließ. Außerdem benutzte Droese bereits im Sommer 2017 eine Grafik der Hallenser IB (Kontrakultur).

John-Maurice Stiebing

Mit Stiebing betritt ein alter Bekannter das IB-Parkett.  Der 22-Jährige war bis 2014 Mitglied der Jungen Nationaldemokraten (JN), der Jugendorganisation der NPD, im Landkreis Nordsachsen, wo er auch immer noch wohnt. Bis zu seinem Eintritt in die IB im Sommer 2017 ist er lediglich als Teilnehmer der rechten Legida-Aufmärsche aufgefallen, aber „meine Meinung blieb Bestandteil meiner Person“, wie er selbst sagt.

Er war zum Beispiel an einer Banneraktion der IB in Berlin beteiligt und bereitet nach Eigenauskunft gelegentlich die Stammtische der IB-Leipzig vor.

In den sozialen Medien ist er, wie sollte es anders sein, mit einigen Connewitz-Angreifern aus dem Lokomotive- und Imperium-Umfeld vernetzt. “1488”, “SS” und Reichsadler mit Hakenkreuz als Profilbild? Für Stiebing kein Problem.

Fazit

Kleine und dann lange nichts, in etwa so könnte man den Leipziger Ableger der IB in wenigen Worten beschreiben. Er war und ist die zentrale Figur und tritt als einziger wirklich öffentlichkeitswirksam auf. Müller ist durch seine Tätigkeit als Videoproduzent aber durchaus auch im gesamten deutschsprachigen Raum von Bedeutung.

Koschkar hat seinen Schwerpunkt von der rechten Szene in Leipzig in die rechte Partei- und Landespolitik Sachsen-Anhalts verlegt. Der IB bleibt er jedoch verbunden, wie zahlreiche Besuche im Hallenser IB-Haus zeigen. Und mit Wälder gibt es eine weitere Brücke zwischen lokaler IB, Junger Alternative und lokaler und bundesweiter AfD. Ina Alles und Fabian Lux sind beide derzeit nicht öffentlich aktiv und erwarten ein gemeinsames Kind.

Bilder

Alexander Kleine

Kleine (links) auf dem Podium des „Verteidiger Europas“-Kongresses in Aistersheim (Anfang März 2018)

Kleine in NVA-Uniform bei Störaktion an der Uni Rostock (Februar 2018)

Kleine im Imperium Gym

Henze (Imperium Fight Team) postet Sellner-Pamphlet

Kleine mit Florian Horn und Lukas Barthold, die am Angriff auf Connewitz am 11.1.2016 beteiligt waren

Alexander Kleine feiert vor SS-Fahne in den Räumen der “Rowdys Eastside”

Christian Müller

Christian “Ostpack” Müller als Stickerdesigner

Christian Müller

David Thomas Ratajczak (Niedersachsen), Volker Zierke (Lübeck), Jonas Schick (Bremerhaven), Robert Timm (Cottbus/Berlin) und Christian Müller (gelb umrandet) auf dem Weg nach Aisterheim

Alexander Kleine und Christian Müller

Julian Michail Wälder

Wälder mit Götz Kubitschek

unter anderem Julian Michail Wälder (links, gelb umrandet) und Brian Engelmann vor dem Haus der Kontrakultur Halle, Adam-Kuckhoff-Straße 16, Halle

Siegbert Droese (AfD Leipzig, MdB und Arbeitgeber von Wälder) postet das Logo der Kontrakultur Halle

Droese gedenkt Adolf Hitler in Polen

John-Maurice Stiebing

Stiebing

NS-Propaganda scheint für Stiebing unproblematisch zu sein

Stiebing (gelb umrandet) mit Alexander Kleine und einer weiteren Person nach einer Banneraktion der Identitären in Berlin am sechsten Jahrestag der Selbstenttarnung der Terrorgruppe NSU

John-Maurice Stiebing im Dezember 2013 bei einem NPD-Aufmarsch